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Ratgeber Renovieren & Bauen

Natürliche Baustoffe: Schilf als Dacheindeckung (Reetdach)

Bioboom und das zunehmende Interesse der Menschen an einer nachhaltigen Lebensweise zeugen von einem Wandel hin zum Ursprünglichen und Natürlichen. Es ist nur folgerichtig, dass sich auch die Auswahl von Baumaterialien an dieser Prämisse orientiert. Eindeutig auf dem Vormarsch sind natürliche Baustoffe. Den Auftakt unserer Serie „Natürliche Baustoffe“ bildet Reet: eine altbewährte Form der Dacheindeckung.

Wir zeigen dir, was diesen Baustoff besonders macht und auf welche Dinge du besonders achten solltest. So hast du schnell alle wichtigen Informationen über Reet parat.

Natürliche Dämmung und Schallschutz

Ursprünglich prägten Reet- und Stroheindeckungen vor allem in Norddeutschland das Landschaftsbild. Während Stroheindeckungen aufgrund der eher kurzen Lebensdauer mittlerweile recht selten geworden sind, wird der weitaus ökonomischere Baustoff Reet noch recht oft verwendet.

Reet (regional auch unter den Namen Ried, Rieth, Rohr bekannt) ist eine Schilfpflanze, die an Seen, Flüssen und im Niedermoor wächst. Geerntet werden die etwa 3-4 m hohen Schilfpflanzen jährlich. Mit dem ersten Frost stirbt die Reetpflanze, deren Wurzel im Wasser steht, ab. Reet ist aufgrund seiner Konstruktion ein idealer Dämmstoff. So sind die Halme der Pflanze rohrartig aufgebaut, im Halm ist ein Großteil Luft eingeschlossen – zeitgemäße Dämmstoffe sind ebenso aufgebaut. Geerntet werden anschließend die vollständig abgestorbenen Halme.

Neben einer ganzjährigen Wärmedämmung bieten Reeteindeckungen auch Schallschutz, da Reetdächer elastisch sind und damit Schallwellen gut absorbieren. Zudem gilt Reet als besonders sturmresistent. Nur ein sehr geringer Teil des hierzulande verarbeiteten Reets kommt auch aus Deutschland. Die hier geernteten Pflanzen erfüllen nur selten die Anforderungen, die an den modernen Baustoff Reet gestellt werden. Als Kriterium für Qualität zählt insbesondere eine hohe Halmwanddichte. Hauptimporteure von Reet sind Rumänien, die Türkei, China sowie Ungarn.

Faktoren, die Einfluss auf die Lebensdauer von Reetdächern haben

Vereinzelt können Reeteindeckungen bis zu 100 Jahre halten. Eine Lebensdauer von mindestens 30 Jahren sollte jedoch generell erreicht werden. Das geschnittene und gebündelte Schilfrohr darf nicht feucht werden, ehe es verarbeitet wird. Wichtig ist eine luftige, trockene Lagerung vorm Verbauen. Reetdächer müssen eine Neigung von mindestens 45 Grad aufweisen. Je steiler das Dach, desto besser kann Niederschlagswasser ablaufen, was sich wiederum erheblich auf die Lebensdauer des Dachs auswirkt. Reetdächer trocknen gut in einer luftigen Umgebung. Bäume in unmittelbarer Nähe zum Haus wirken sich ungünstig auf den Trocknungsvorgang aus. Moos– oder Algenteppiche, die sich aufgrund des Materials gut auf Reetdächern vermehren, sollten regelmäßig entfernt werden.

Massentierhaltung und überdüngte Felder fordern ihren Tribut

In jüngster Zeit sorgt der Weißfäulepilz bei Besitzern von Reetdächern für Schrecken. Der als Abluft von Massentierhaltungsstellen oder als Immission von gedüngten Feldern abgegeben Stickstoff lagert sich bevorzugt im Reet ab und bieten einen idealen Nährboden für den Weißfäulepilz.